Wir alle kennen Trichter. Im herkömmlichen Einsatz, beim Umfüllen von Flüssigkeiten, kommt die Menge unten raus, die oben hineingegeben wird. Beim Einkommenstrichter ist das anders.
Der einfachste Fall ist das klassische Gehalt. Oben in den Trichter wird das Bruttogehalt gegeben. Nun entweicht ein Teil des Betrags für die Lohnsteuer, für die Kirchensteuer, für die Rentenversicherung, für die Arbeitslosenversicherung und so weiter. Somit ist die Menge, die am Trichterende ankommt, deutlich geringer als die oben eingefüllte. Ein einfaches Beispiel. Der 30 Jahre alte Arbeitnehmer Paul verdient im Jahr rund 38.000 Euro. Er befindet sich in Lohnsteuerklasse I und führt rund 6.394,56 Euro an Steuern (Solidaritätszuschlag, Kirchensteuer und Lohnsteuer) ab. Bleiben noch rund 31.605,44 Euro über. Nun müssen noch die Sozialabgaben (Rentenversicherung, Arbeitslosenversicherung, Krankenversicherung und Pflegeversicherung) abgezogen werden, die mit insgesamt 7.875,50 Euro zu buche schlagen. Unserem Paul bleiben also noch 23.729,94 Euro netto übrig. Pro Monat sind das rund 1.977,49 Euro.
Einen Denkfehler den nun viele machen ist anzunehmen, dass sich eine Gehaltserhöhung merklich auf das Netto auswirkt. Gehen wir von 5% mehr Gehalt aus sind das Brutto 40.000 Euro – netto aber nur 2058,95, was einer prozentualen Erhöhung von 4 Prozent entspricht.
Nehmen wir an in unserem Beispiel schafft es Paul sein Bruttogehalt fast zu verdoppeln und er würde im Jahr 72.000 Euro verdienen. Weil sowohl Steuern als auch Sozialabgaben relativ zum Einkommen abgezogen werden, erhöhen sich die Beträge bei steigenden Bruttoeinnahmen. So beträgt die Höhe der Steuern 19.477,44 Euro, die Höhe der Sozialabgaben 13.046,18 Euro und es bleiben unterm Strich noch 39.476,39 Euro übrig. Die Abzüge sind nun fast so hoch, wie das ursprüngliche Bruttogehalt. Auf den Monat betrachtet verdient Paul nun rund 1.300 Euro mehr.
Wie ihr der Grafik entnehmen könnt, steigen mit den Bruttoeinnahmen folglich auch die Steuern und Sozialabgaben.
Die Steigerung des Bruttoeinkommens alleine, kann also nicht die Lösung sein.
Paul ist aber ein Steuersparfuchs und schafft es aufgrund findiger legaler Tricks Steuern zu sparen und seinen Steuerfreibetrag deutlich anzuheben. Er lässt sich rund 10.000 Euro auf seine Lohnsteuerkarte eintragen. Nun bleiben ihm netto 27.000 netto pro Jahr übrig. Mit dem gleichen Bruttobetrag erhält er netto so viel als würde er 45.000 Euro brutto verdienen. By the way: Beim Austritt aus der Kirche würde er nur rund 240,24 Euro Kirchensteuer sparen. Diese Ersparnis ist also kaum der Rede wert.
Grundsätzlich gilt allerdings das Prinzip, dass je mehr ich oben in den Trichter gebe, desto mehr fließt unten raus. Schaffe ich es die Abflüsse im Trichter zu verkleinern, kommt mehr unten an. In der Regel bekommt Paul die 72.000 nicht geschenkt. Mit der Gehaltserhöhung geht auch eine höhere Arbeitslast und größeres Maß an Verantwortung einher. Gleichzeitig passt er fast automatisch seinen Lebensstandard an seine neuen Einnahmen an. Somit steigt die Abhängigkeit von seinem Arbeitgeber. Gleichzeitig erhöht sich seine Rentenlücke und so weiter und so weiter.
Ein deutlich intelligenterer Weg ist, parallel weitere Einkommensströme aufzubauen, die einer geringeren Besteuerung unterliegen, als dem persönlichen Steuersatz. Ein einfaches Beispiel. Paul hat einen persönlichen Steuersatz von 45 Prozent. Hinzu kommt kommen noch Sozialabgaben wie beispielsweise Kirchensteuer. Paul will nun eine Immobilie als Kapitalanlage kaufen. Kauft er sie als Privatperson, müsste er die Mieteinnahmen mit seinem persönlichen Steuersatz versteuern. Deutlich günstiger wäre es, er würde die Immobilie über eine sogenannte Vorschalt-GmbH kaufen. Auf die kassierten Mieten fallen so lediglich 15 Prozent Körperschaftssteuer und Soli von 5,5 Prozent an. Ihm blieben also mehr als 84 Prozent. Dies ist nur ein sehr verkürztes Beispiel, anhand dessen ich euch exemplarisch zeigen will, welchen Effekt es hat, sich näher mit dem Thema Steuern zu beschäftigen um Abflüsse aus dem Einkommenstrichter zu minimieren.
Abschließend möchte ich zwei Punkte nochmal deutlich hervorheben: Erstens leben wir in Deutschland in einem Sozialstaat in dem es in vielen Bereichen nach dem Solidaritätsprinzip geht. Deshalb finde ich es richtig und wichtig Steuern zu zahlen damit der Staat die Leistungen erbringen kann, die in der Marktwirtschaft sonst vermutlich auf der Strecke blieben, oder so überteuert wären, dass sie nur einem kleinen Kreis von Menschen zur Verfügung ständen. Zweitens: sollte jeder immer und überall sein Bestes geben und nicht weniger leisten nur weil er das Gefühl hat zu wenig Gehalt zu erhalten. Ich bin ein Verfechter des Leistungsprinzips: Diejenigen die mehr leisten sollten auch mehr verdienen.
Mit dem Blogartikel möchte ich alle sensibilisieren, einerseits das Thema Steuern nicht zu vernachlässigen und anderseits sich nicht von einer Einkommensquelle abhängig zu machen. Denn Abhängigkeit macht unfrei!
Euer Tim